Gelebte Diakonie funktioniert nur als Team

Ein Wortwechsel mit Herbert Blum, Geschäftsführer Immanuel-Miteinander Leben GmbH (entnommen der Immanuel Impuls 01_2011).
Hebert Blum
Der Sozialarbeiter und Sozialpädagoge Herbert Blum (52 Jahre) ist in Walsum geboren. Er ist verheiratet und hat 6 Kinder, drei von ihnen sind erwachsen. Der Immanuel Diakonie ist er seit April 2008 als Mitglied des Kuratoriums und seit Oktober 2010 als Mitarbeiter verbunden. Seit vielen Jahren engagiert er sich gemeinsam mit seiner Frau im Pflegekinderwesen, seine beiden jüngsten Töchter sind Pflegekinder.

Aus welchem Grund sind Sie als Mitarbeiter bei der Immanuel Diakonie „gelandet“?

Die Tätigkeit bei der Immanuel Diakonie ist meine dritte berufliche Station. Nach meinem Studium habe ich 10 Jahre im Rahmen der Jugendhilfe in Norden-Norddeich/Ostfriesland mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet, die ohne ihre Eltern als sogenannte „Boatpeople“ aus Vietnam geflohen waren. Danach habe ich 20 Jahre beim Förderverein für psychisch Kranke der psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin gearbeitet, davon 16 Jahre in der Funktion des Geschäftsführers. Nach der langen Zeit beim Förderverein war bei mir eine Offenheit für eine berufliche Veränderung vorhanden.

Ich habe mich sehr gefreut, als im Januar 2011 die Anfrage an mich gestellt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, die Geschäftsführung für die Immanuel-Miteinander Leben GmbH zu übernehmen. Meine Entscheidung, zur Immanuel Diakonie zu kommen, beruht letztendlich auf der inneren Überzeugung, dass in der Immanuel-Miteinander Leben GmbH mit ihrer Vielfältigkeit eine wichtige und gute Arbeit geleistet wird, die ich gern mit allen Kräften unterstützen möchte.

Welches Führungsverständnis hat Ihre bisherige Laufbahn geprägt?

Wie in anderen Lebensbereichen habe ich mich – auch bezogen auf mein Führungsverständnis – entwickelt. Mein heutiges Führungsverständnis entspricht längst nicht dem, wie ich früher Leitungstätigkeit verstanden und auch praktiziert habe. Heute bin ich davon überzeugt, dass ein guter Leiter nicht derjenige ist, der selbst alles am besten macht, sondern, dass ein guter Leiter der ist, dem es gelingt, die besten Leute zusammen zu halten. Ich sehe meine Aufgabe darin, darauf zu achten, welche Personen welche Positionen innehaben und diese dann in ihren Fähigkeiten zu fördern. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass es nur sehr bedingt möglich ist, Mitarbeiter zu ändern, denn ändern kann ich immer nur mich selbst.

Führen bedeutet daher für mich, sorgsam darauf zu achten, welche Fähigkeiten und Gaben ein Mitarbeiter hat, um ihm die Gelegenheit zu geben, das zu tun, was er wirklich gut kann. Ich finde es sehr problematisch, wenn Mitarbeiter dauerhaft etwas tun, was sie inhaltlich nicht mittragen, was sie unterfordert oder was sie überfordert. Wohl wissend, dass es in Unternehmen in aller Regel Hierarchien gibt, habe ich mich immer auch als Teil eines Teams gesehen – und das wird auch in Zukunft so sein.

Was bringen Sie aus Ihrer vorherigen Funktion mit?

Mein ganzes Berufsleben habe ich mit Menschen zu tun, die sich in irgendeiner Weise auf der Schattenseite des Lebens befinden. Ich habe erlebt und erfahren, wie viel Kraft und Energie benachteiligte Menschen haben und was sie in der Lage sind zu leisten und zu bewirken. Vieles habe ich von ihnen gelernt. Ihnen gelten mein Respekt und meine Wertschätzung. Ich habe aber auch erlebt und gelernt, was es bedeutet, sich beruflich um behinderte, benachteiligte, kranke und pflegebedürftige Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu bemühen. Hier trägt in besonderer Weise die Länge die Last. Ich habe Anerkennung und Achtung all den Menschen gegenüber, die sich in helfenden Berufen engagieren. Mir war es immer wichtig, einen guten Kontakt zur Basis zu halten und nicht nur die Sorgen und Nöte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erfahren, sondern auch ihre Anregungen aufzunehmen. Ich bin der festen Überzeugung, dass es uns als diakonischer Einrichtung gut ansteht, nicht nur die Menschen im Blick zu haben, die behandelt, betreut und versorgt werden müssen, sondern auch diejenigen, die diese Arbeiten täglich tun.

Welche Vision haben Sie für die Einrichtungen in der Immanuel-Miteinander Leben GmbH?

Altkanzler Helmut Schmidt sagte einmal: „Wer Visionen hat, der solle zum Arzt gehen!“ Ich tue mich mit dem Begriff „Visionen“ immer etwas schwer. Visionen hören sich für mich oft so gewaltig, absolut, ich will beinahe sagen übernatürlich an. Ich spreche lieber von Zielen und Ideen. In meinen ersten Begegnungen mit den Verantwortlichen der Einrichtungen, die bereits zur Immanuel-Miteinander Leben GmbH gehören und denjenigen, die zum 01.01.2011 zur GmbH dazukommen, habe ich sehr engagierte Persönlichkeiten kennengelernt, die mit Herz und viel Engagement kreativ ihren Aufgaben nachgehen. Die Qualität der Arbeit hat mich in unterschiedlicher Weise begeistert.

Ich möchte die nächsten Monate nutzen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort näher kennenzulernen und ich möchte die Strukturen der einzelnen Einrichtungen und die jeweilige inhaltliche Arbeit gut zu verstehen. Mein erster Eindruck ist, dass in den Einrichtungen viele Dinge sehr gut laufen. Arbeitsprozesse und Strukturen, die der Arbeit dienen und diese voranbringen, sollen doch bitte erhalten bleiben. Es ist aber auch deutlich, dass es in den Einrichtungen Änderungsbedarf und den Wunsch nach mehr Unterstützung und Begleitung gibt. Mir ist es ein Anliegen, die nächsten Monate miteinander zu nutzen, ins Gespräch zu kommen und dann im Gespräch zu bleiben. Ich bin davon überzeugt, dass es sehr hilfreich sein wird, wenn die leitenden Mitarbeiter der Einrichtungen künftig einen engeren Kontakt haben, um Erfahrungen auszutauschen, voneinander zu lernen und ggf. auch Unterstützungsmöglichkeiten entwickelt. Das dieser Prozess in Gang kommt und dann Bestandteil der Arbeit bleibt, daran möchte ich mitarbeiten.

Es ist auch bekannt, dass einige Einrichtungen der GmbH unter einem erheblichen finanziellen Druck stehen. Das hat auch etwas mit ihrer jeweiligen Geschichte zu tun. Auch hier wird es darum gehen, finanzielle Situationen genau zu analysieren und gemeinsam mit Controlling & Finanzen und anderen Abteilungen konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. Dann gibt es ja auch noch ein ganz konkretes Projekt, nämlich die Planung einer vollstationären Pflegeeinrichtung in Elstal. Gemeinsam mit dem Architekturbüro Markus Legiehn (vormals Bargon + Partner) finden intensive Gespräche und Planungen bezogen auf dieses Projekt statt und ich hoffe sehr, dass wir in den nächsten Monaten vorankommen werden.

Was haben Sie bislang als Mitarbeiter/als Führungskraft in der Immanuel Diakonie erlebt?

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mich in besonderer Weise für das herzliche Willkommen und die tolle Unterstützung in meinen ersten Arbeitswochen zu bedanken. Ich habe viele freundliche und hilfsbereite Kolleginnen und Kollegen erlebt, die mir einen Einstieg in die „Immanuel Diakonie Welt“ erleichtert haben. Insbesondere danke ich Udo Schmidt und dem Sekretariat sowie Frau Lieske als Qualitätsmanagerin für die intensive Begleitung in den ersten Wochen. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle auch die herzliche Begrüßung am 02. November 2010. Ich war berührt von den vielen freundlichen Menschen und gleichermaßen gleichermaßen beeindruckt von dem, was ich von den Einrichtungsleitern, die zur Immanuel Miteinader Leben GmbH gehören, erfahren habe. Neben dem Kennenlernen der einzelnen Einrichtungen, gab es zwei Veranstaltungen, an denen ich sehr gerne teilgenommen habe. Das war die Feier zum 10-jährigen Bestehen des Haus Agape in Guben und das Richtfest des Wohnheims für Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen in Storkow. Zwei Veranstaltungen, die gleichermaßen Ausdruck von erfolgreicher Arbeit sind. Ich habe in den vielen Kontakten mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Immanuel-Miteinander Leben GmbH auch eine große Offenheit zur Zusammenarbeiten erlebt und spüre einen Wunsch nach verbindlicher Begleitung und der Möglichkeit, die Geschäftsführung auf kurzem Wege zu erreichen.

Was ist Ihnen im Leben noch wichtig?

Ich möchte an erster Stelle meine Familie nennen, der ich mich in besonderer Weise verbunden und verpflichtet fühle. Besonders genieße ich auch den Kontakt zu den erwachsenen Kindern und deren Partnern. Mir sind aber auch meine Freunde ebenso wie die Gemeinde Schöneberg mit ihrer Vielfältigkeit ein großes Geschenk. Und dann habe ich noch diese schwäbische Mentalität eines „Häuslebauers“, ohne Schwabe zu sein. Ich liebe das Umbauen, Renovieren, Reparieren und im Sommer mähe ich am liebsten jeden Tag den Rasen. Den „Tatort“ am Sonntagabend lasse ich auch ungern ausfallen.

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