Es begann mit einem Geschenk

Denn ihr wisst, was Jesus Christus, der Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Liebe reich zu machen.“
2. Korintherbrief, Kapitel 8, Vers 9

Blick auf die "Siemensvilla"

Manchmal wenn ich Besucher über unser schönes Diakoniegelände führe. wenn sie staunen über den weitläufigen Park, die herrschaftliche Villa und den kleinen See, dann fällt der Satz: „Was seid doch reich in der Diakonie!“. Und dann erzähle ich gern folgende Geschichte, die wahr ist, und kein Märchen.

Es war einmal in den Tagen nach dem Zweiten Weltkrieg ein Berliner Unternehmer. Der war sehr reich und hatte sehr viele Schwierigkeiten wegen seiner Geschäfte in der jüngsten Vergangenheit. Und weil er vor lauter Geld und Problemen nicht mehr wusste, wohin, beschloss er, Berlin den Rücken zu kehren. Gern hätte er deshalb dieses bestaunte Grundstück verkauft, aber wer in diesem hungrigen und zerbombten Nachkriegsberlin sollte dafür schon Geld bezahlen? Da hörte der Unternehmer von einer kleinen freikirchlichen Christengemeinde, die selbst nichts hatte, aber trotzdem tapfer in dieser Zeit den Menschen beistand. Und weil sie ja nun nichts hatten, schenkte der reiche Unternehmer ihnen den Park, die Villa und den See. Sie sollten dort nur Aufgaben betreiben, die anderen Menschen zugute kommen, war die Auflage in der Schenkungsurkunde.

Heute dient die Siemensvilla am Kleinen Wannsee als Sitz der immer noch gemeindenahen freikirchlichen Immanuel Diakonie mit fast 3.000 Mitarbeitern. Was entstanden ist, begann als Geschenk. Dieses Geschenk hat den Unternehmer damals nicht wirklich arm gemacht. Und die beschenkte Gemeinde auch nicht wirklich reich. Ihr wurden damit Aufgaben übertragen, die zunehmen reichhaltiger wurden und immer auch große Herausforderungen darstellen, diese Gabe diakonisch über Medizin und Pflege an Menschen weiterzugeben. Aus einem Unternehmergeschenk ist ein größeres Unternehmen geworden, das nun den Menschen dient.

Blick auf den Kleinen Wannsee im Winter

Immer wenn ich unsern Besuchern diese Geschichte erzähle, hört sich das ein bisschen an wie Weihnachten. Jedenfalls wenn man die Weihnachtsgeschichte so liest, wie Paulus aus Tarsus sie ohne Stall und Krippe auf seine Art in einem Satz erzählt: „Ihr wisst, was Jesus Christus, der Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Liebe reich zu machen.“ Weihnachten erzählt in den Traditionen der Religion, dass Gott in sich einen Transfer, für sich einen großen Tausch beschlossen. „Er wird ein Knecht, und ich ein Herr…“

Das Abtreten wird zum großen Auftritt, zu einem großen Auftritt der Menschlichkeit, in dem sich der Mensch erhaben und erhoben erleben soll. Auf den Anzeigetafeln der Börsen erscheint eine steile Kurve hin zu Menschlichkeit, damit nicht alles nur im Profit und in der Rendite endet. Weihnachten erinnert an die Selbsterniedrigung Gottes in Jesus, in der er uns nicht mehr göttlich erscheinen will, sondern menschlich. Mitmenschliches Erleben entsteht aber nur, wo Menschen, etwas hineingeben in die Aufgaben der Welt, etwas mitgeben und noch weiter: sich selbst einbringen.

Auch Diakonie ist nicht anders zu stiften, als dass Menschen sich selbst einbringen. Wir hören, dass Gott sich selbst eingebracht hat in diese Welt in Jesus. „Lobt Gott ihr Christen alle gleich….“ Alle gleich erreicht von der Gabe Gottes: Jesus. Alle gleich erinnert und beschenkt mit Liebe. Und alle gleich unterwegs, nicht nur zu staunen, sondern davon etwas weiter zu geben.

Dieser Beitrag war Inhalt von DAS WORT am Donnerstag, 26. Dezember 2013, dem 2. Weihnachtstag um 9:50 Uhr auf radioBerlin, 88,8

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